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der Magisterarbeit

 

 

 

5.3

 Fazit zur Messgenauigkeit des Codierbogens

Hier erfolgt nun die abschließende Bewertung anhand der Beobachtungen und Erfahrungen, die die Autorin der Arbeit bei der vergleichenden Analyse machte. Auffällig ist, dass die Punktzahl, die die Beiträge in den einzelnen Dimensionen erreichten, sehr nah beieinander liegt. Das hat seine Ursachen in dem Umstand, dass die Zahl der Indikatoren in den einzelnen Dimensionen (und zwar in den Dimensionen Richtigkeit und Relevanz) nochmals vergrößert werden müsste. Die Messgenauigkeit des Codierbogens wird anhand jeder einzelnen Dimension besprochen. Mögliche Lösungsansätze für die unter Abschnitt 5.2.1 angedeuteten Schwächen, wie sie der Codierbogen in seiner jetzigen Form noch aufweist, werden im nachfolgenden Fazit aufgezeigt. Diese Lösungsansätze haben jedoch eher wegweisenden und vorläufigen Charakter. Insgesamt beweist die vorangegangene Qualitätsanalyse der Filmberichte aber, dass der erstellte Codierbogen prinzipiell zur Messung der Qualität von nachrichtlichen Filmberichten taugt.

Nun zur Besprechung der Messgenauigkeit des Codierbogens innerhalb der einzelnen Dimensionen:

Zur Dimension Aktualität:

Die Messgenauigkeit der Indikatoren, die der „klassischen Aktualität" und der „latenten Aktualität" zugerechnet werden, reichen zur Messung der Aktualität aus. Hier bedarf der Codierbogen keiner Verfeinerung.

 

 

Zur Dimension Richtigkeit / Qualitätsvariable „Faktentreue"

Die Besprechung der Filmberichte (insbesondere des „heute- Beitrages" und des „PRO 7- Beitrages") weist darauf hin, dass die Verwendung von Statements der „Faktentreue" zugute kommt. Ebenso dient es der sachlichen Richtigkeit, wenn auch Tatsachenbehauptungen, die im Zusammenhang mit als „gesichert geltenden Informationen" aufgestellt werden (vergleiche den Codierbogen und Abschnitt 4.2.2), durch entsprechende Statements bestätigt werden.

Als „Tatsachenbehauptung im Zusammenhang mit gesicherten Informationen" galt bisher etwa die von Jörg Haider getroffene Aussage zur Waffen-SS (ARD-Beitrag/ Anmoderation). Die Beschaffung solch eines „Haider- Statements" bedingt für den Journalisten einen höheren Rechercheaufwand. Gleichzeitig verbessert sich jedoch auch die Chance einer gründlichen Recherche, da sich der Journalist mit dem entsprechenden Filmmaterial auseinandersetzen muss, will er es in seinem Beitrag verwenden. Solch ein Mehraufwand bei der Recherche sollte bei der qualitativen Bewertung eines Beitrages „honoriert" werden. In diesem Zusammenhang scheint der folgende Indikator eine sinnvolle Ergänzung der bereits vorhandenen Indikatoren zu sein:

  • Die Anzahl der im Beitrag befragten Personen

(Die im Umfrageelement auftretenden Personen sollten von dieser Zählung ausgeschlossen werden, da sie im Sinne der individuellen Relevanz hauptsächlich der Identitätsarbeit dienen und in vielen Beiträgen als eine Art „Stimmungsbild" fungieren.

Zur Dimension Richtigkeit / Qualitätsvariable „Faktentreue"

Bei der Bewertung des „tagesthemen- Beitrages" von Detlef Kleinert zeigte sich eine weitere Schwäche des Codierbogens, da er innerhalb der Qualitätsvariablen „Vollständigkeit" die Ausführlichkeit der Ursachenanalyse, die Filmautor Kleinert leistet, nicht honoriert. Die Nennung einer einzigen Ursache, die möglicherweise mit einem Nebensatz „erwähnt" wird, reicht aus, damit dies im Codierbogen innerhalb der Vollständigkeit berücksichtigt wird. Gleiches gilt auch für die Analyse der Umstände und der Folgen. Hier müsste der Codierbogen innerhalb der Variablen „Vollständigkeit" verfeinert werden. Zu diesem Zweck müssten die Indikatoren URSACHE, ABLAUF/UMSTÄNDE und FOLGEN nochmals untergliedert werden. Dabei könnte pro genannter Ursache beispielsweise 1 Punkt vergeben werden. Ferner sollte man eine Mindestanzahl an Sätzen festlegen (zum Beispiel: mindestens 2 Sätze beschäftigen sich mit der Ursache X), mit der ein Beitrag eine Ursache thematisieren muss, um dafür 1 Punkt zu bekommen. Allerdings sind die gerade gemachten Vorschläge noch nicht ausgereift und entsprechen spontanen Gedanken zur Lösung des Problems.

Zur Dimension Relevanz/Qualitätsvariable „Negativität/ Positivität"

Die Analyse der Beiträge zeigte, dass die Variable Positivität/ Negativität nochmals verfeinert werden müsste. So erzielte der „heute- Beitrag", der sich nur mit den Koalitionsgesprächen befaßte, die gleiche Punktzahl wie jene Beiträge, die zusätzlich die negativen außenpolitischen Konsequenzen einer Koalition zwischen ÖVP und FPÖ thematisierten. Bei einer differenzierteren Ausarbeitung der Qualitätsvariablen „Negativität/ Positivität" hätte man diese Differenzierung werten können:

 

Das mögliche Scheitern der Koalitionsgespräche entspricht wohl einem „Misserfolg"; dieser ist jedoch weitaus geringer als der Schaden, den die Koalitionsverhandlungen für Österreichs „politisches Ansehen" enthalten. Hier müssten Indikatoren gefunden werden, die das Ausmaß der Negativität eines Ereignisses adäquat werten. An dieser Stelle müsste der Codierbogen zusätzlich zwischen dem tatsächlichen Erfolg/ Schaden und dem möglichen Schaden differenzieren, wobei der noch nicht eingetretene Schaden/ Erfolg mit einer geringeren Punktzahl zu bewerten wäre.

 

 

Zur Dimension Relevanz/Qualitätsvariable „Prominenz"

Während der Zeit, in der die fünf Filmberichte analysiert wurden, welche die Koalitionsverhandlungen thematisierten, behandelte ein im Rahmen einer Kultursendung ausgestrahlter Filmbericht die Meinungen österreichischer Schauspieler und Regisseure zu den damals aktuellen Vorgängen in Österreich. Solch ein Künstler- Statement hätte auch in einen nachrichtlichen Filmbericht integriert werden können. Leider sieht der Codierbogen solch ein Statement nur im Rahmen eines „Kurzporträts" vor. Der Text für die Indikatoren der Qualitätsvariablen „Prominenz" sollte daher um folgenden Indikator erweitert werden:

  • Der Filmbericht enthält die Meinungsäußerung einer prominenten Person (ohne unmittelbare Einflussmöglichkeit auf das politische Geschehen) zu einem politischen Sachverhalt

Zu den Dimensionen Relevanz/ Vermittlung :

Bei der vergleichenden Analyse fiel auf, dass bestimmte Variablen in den Dimensionen Vermittlung/ Relevanz kein einziges Mal bewertet wurden. Dazu zählen bei der Relevanz die Variablen „Überraschung/ Kuriosität" „Prominenz" und „Service". Dies lag an der relativ geringen Anzahl der untersuchten Filmbeiträge, welche wiederum eine spezifische thematische Ausrichtung aufwiesen. Dadurch kamen bestimmte Variablen bei der Qualitätsbewertung nicht zum Einsatz. Nach wie vor hält die Autorin diese Variablen zur Qualitätsbewertung notwendig. Ebenso verhält es sich mit den Variablen der Dimension „Vermittlung": Für den Fall, dass ein nachrichtlicher Filmbericht Filmtricks oder Musik / Geräusche zur Charakterisierung einer Situation einsetzt, sollte dies bei der Qualitätsbewertung berücksichtigt werden können.

Zur Dimension Vermittlung/Einfachheit von Satzbau und Wortwahl

Auch hier könnte der Codierbogen verfeinert werden, so zum Beispiel bei der Bewertung der Anzahl der aktiven Verbformen. So könnte ein Beitrag, der pro 100 Wörter 13 im Aktiv stehende Verben enthält, mit 3 Punkten bewertet werden, wohingegen ein Beitrag mit 11 im Aktiv stehenden Verbformen 2 Punkte erhält.

 

Bezüglich der Bewertung der Satzlänge sollte ebenfalls genauer verfahren werden. So könnte zum Beispiel ein Beitrag, der keinen Satz über 20 Wörter enthält, eine bessere Wertung erzielen, als jener Beitrag, der (wie erlaubt) pro Filmminute einen Satz über 20 Wörter enthält.

 

Zur Dimension Vermittlung/Korrespondenz des Textes mit dem Bild/ der Grafik

Nach Abschluss der Bewertung gelangte die Autorin zur Auffassung , dass der Codierbogen auch innerhalb dieser Qualitätsvariablen um zusätzliche Indikatoren erweitert werden müsste, um zu einer differenzierteren Bewertung zu gelangen. Zur Zeit erlaubt der Codierbogen pro angefangener 120 Sekunden eine Bild- Text- Schere (dies entspricht einer Bild- Text- Differenz von mehr als 6 Sekunden). Dieser großzügige Bewertungsmaßstab lässt jedoch die Anstrengungen jener Beitragsautoren unberücksichtigt, die einen Beitrag ohne oder mit einer kleinen Bild- Text – Differenz produzierten. [Vergleiche hierzu etwa den PRO 7- Beitrag vom 25. Januar 2000.] Die Indikatorenliste innerhalb der Qualitätsvariablen „Korrespondenz des Textes mit dem Bild/ der Grafik könnte wie folgt aussehen:

4.4.3.3

Korrespondenz des Textes mit dem Bild/ der Grafik:

Pro angefangener 120 Sekunden gibt es maximal eine Text- Bild Schere = 2 Pkte.

Pro angefangener 120 Sekunden gibt es eine Bild- Text- Differenz = 4 Pkte.

Pro angefangener 120 Sekunden gibt es keine Bild- Text- Differenz = 5 Pkte.

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