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der Magisterarbeit

 

 

ZUR ANWENDBARKEIT DES CODIERBOGENS

5.4

 Fazit der Arbeit und Ausblick

Nach dem eben gezogenen Fazit sollte zweierlei deutlich geworden sein. Der entwickelte Codierbogen weist zugegebenermaßen noch Messungenauigkeiten bei einigen Variablen auf. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die umfangreiche Aufgabe der Qualitätsbewertung durch eine einzelne Person, nämlich der Autorin der Arbeit, durchgeführt wurde. Bei zukünftigen Qualitätsanalysen könnte die Aussagekraft empirisch fundierter Qualitätsanalysen durch die Verwendung computergestützter Verfahren und dem Einsatz eines wissenschaftlichen Teams in beträchtlichem Ausmaß gesteigert werden.

Insgesamt zeigte die vorangegangene Qualitätsanalyse der Filmberichte mit dem erstellten Codierbogen, dass dieser prinzipiell zur Messung der Qualität nachrichtlicher Filmberichte taugt.

Die Entwicklung des Codierbogens erfolgte auf der Grundlage des vierdimensionalen Qualitätskonzeptes, welches Rager ursprünglich für die Bewertung von Zeitungsartikeln konzipierte. Zu diesem Zweck diskutierte die Autorin zu Beginn der Arbeit den Ragerschen Qualitätsbegriff. Durch eine vergleichende Analyse wurde die eingangs formulierte Hypothese von der Übertragbarkeit des Ragerschen Qualitätsmodells auf nachrichtliche Filmberichte verifiziert. Inwieweit sich Ragers Qualitätsmodell auch für die Bewertung weiterer Filmgenres eignet (z.B. der politischen Reportage) müsste wiederum am einzelnen Genre geprüft werden, wobei die Autorin prinzipiell von der Anwendbarkeit des Ragerschen Modells zur Qualitätsbewertung nichtfiktionaler Film- bzw. Fernsehprodukte ausgeht. Bei der Qualitätsbewertung der thematischen Relevanz eines filmischen Beitrages könnten sich Schwierigkeiten aus dem Umstand ergeben, dass die Liste der Nachrichtenfaktoren, (ausgehend von Galtung und Ruge) speziell für politische Beiträge konzipiert wurde. Doch auch dieses Problem könnte durch die Auffindung geeigneter „Relevanzfaktoren" gelöst werden.

 

Insgesamt hält die Autorin Ragers Modell für eine gute Ausgangsbasis, um die Qualität nichtfiktionaler fernsehjournalistischer Produkte messen zu können. Der Grund hierfür: Die Qualitätsdimensionen Aktualität, Richtigkeit, Vermittlung und Relevanz gelten mehr oder weniger für alle journalistischen Beiträge, die im Fernsehen ausgestrahlt werden. So sind diese Qualitätsdimensionen nach Meinung der Autorin beispielsweise auch für fernsehjournalistische Gattungen von Bedeutung, in der der Bezug zu den eben genannten Dimensionen auf den ersten Blick nicht gegeben scheint, nämlich der Gattung der Fernsehdokumentation. In diesem Zusammenhang soll hier kurz angedeutet werden, dass eine Qualitätsbewertung von Dokumentationen oder Reportagen anhand des Ragerschen Modells nicht völlig abwegig ist.

Obwohl für Dokumentationen - im Gegensatz zu den Fernsehnachrichten – nicht so sehr die Qualitätsrichtlinie der Aktualität gelten müsste, konnte die Autorin beobachten, dass beispielsweise Musikdokumentation meist im aktuellen Zusammenhang mit einer Plattenveröffentlichung oder einer Tournee ausgestrahlt werden. Was die Dimension „Richtigkeit" betrifft, so sollten die in der Dokumentation oder Reportage gemachten Aussagen dem von Rager formulierten Richtigkeitsverständnis genügen. Ferner muss auch eine Dokumentation oder eine Reportage von den Zuschauern als „relevant" erachtet werden, da sie angesichts einer individuell erkannten mangelhaften Relevanz diesen Fernsehbeitrag „wegzappen". Oben wurde bereits dargelegt, dass die Nachrichtenfaktorenlisten primär für die Bewertung der thematischen Relevanz politischer Ereignisse konzipiert wurden. Entsprechend dem Genre (zum Beispiel Musikdokumentation, Länderreportage etc.) müsste nach geeigneten Nachrichtenfaktoren gesucht werden. Weiterhin vertritt die Autorin die Ansicht, dass die für die Konzeption des Codierbogens diskutierten Qualitätskriterien innerhalb der Ragerschen Dimension Vermittlung auch für Reportagen und Dokumentationen von Bedeutung sind. Dieses kleine Beispiel hat vielleicht einen ersten Hinweis geben können, welche Möglichkeiten die Qualitätsbewertung mittels des Ragerschen Modells eröffnet.

 

Ebenso wichtig für die Messung filmischer Qualität hält die Autorin das empirisch fundierte Skalierungsverfahren – und zwar unabhängig vom Filmgenre. Mit dieser Verfahrensweise könnten nach dem jetzigen Wissensstand der Autorin fiktionale Filmgenres bewertet werden. Zu diesem Zweck müssten genrespezifische Qualitätsdimensionen, -variablen und -indikatoren gefunden und auf einem Codierbogen festgehalten werden, wobei der Arbeitsaufwand je nach Filmgenre differieren dürfte.

 

Mit dieser Arbeit liegt nach Meinung der Autorin zum ersten Mal eine Indikatorenliste zur Qualitätsbewertung nachrichtlicher Filmberichte vor. Zu diesem Zweck mussten unter anderem innerhalb der Dimension Vermittlung Indikatoren gefunden werden, die dem komplexen Vermittlungsprozess des Films gerecht wurden. Darüber hinaus wurde erstmals die Unterhaltsamkeit und die Serviceorientiertheit eines journalistischen Produktes innerhalb der Dimension Relevanz bewertet. Auch hier scheint es keine vergleichbaren Arbeiten zu geben.

 

In diesem Sinn versteht die Autorin den von ihr entwickelten Codierbogen, vorausgesetzt, er wird weiterentwickelt und verfeinert, als ersten Schritt zur Messung filmischer Qualität.